Burg Dahl und der Königsgarten

- Rosude, Jan, König Dahl und die Kermiden -

Rosude saß an einem lauen Sonntagmittag wieder einmal auf ihrer Lieblingsbank am Kermisdahl und ruhte sich von einer langen Wanderung aus, als sie folgende Geschichte erlebte. Sie döste so vor sich hin und versuchte gedanklich mit Jan dem Fischersohn aus Nütterden in Verbindung zu treten.

Da sie ebenso mit übersinnlichen, mystischen Fähigkeiten ausgestattet war wie Jan, gelang es ihr recht schnell mit ihm auf einer anderen, höheren Ebene, Kontakt auf zu nehmen. Rosude berichtete ihrem Freund Jan, dass sie vor einiger Zeit hier an dieser Bank am Kermisdahl ein ganz besonderes Erlebnis mit einer Wassernixe hatte. Neugierig geworden versprach Jan ihr so schnell wie möglich vor Ort zu sein.

Rosude hatte gerade ihr mitgebrachtes Pausenbrot aus ihrer Tasche hervorgeholt, als eine kleine Wassernixe, gefolgt von einem weißen Schwan, aus dem Kermisdahl stieg. Zuerst dachte Rosude der stolze, weiße Schwan und die Nixe wollten ein Stückchen von ihrem Brot erbetteln. Aber nein schnell nahm der Schwan die Gestalt von Jan dem Fischersohn aus Nütterden an und die Wassernixe erzählte den Beiden von dem Volk der Kermiden die sich vor Urzeiten hier am Fluss niedergelassen hatten.

So wie es in der mystischen Märchenwelt üblich war, saßen nun alle drei wie selbstverständlich, nebeneinander auf der Bank. Die Kermiden seien ein kleines, friedliches Volk fuhr die Nixe fort, das über den Rhein und dem Kermisdahl bis nach Kleve kam, um sich hier unterhalb von Cleve niederzulassen.

Der Fluss versprach ein gutes Leben, er war reich an Fischen und an den Ufern waren auf der einen Seite saftig, grüne Wiesen und auf der anderen Seite ein stattlicher Wald zu finden. Also eine idealer Landstrich um sich anzusiedeln.

Sie habe die Geschichte der Kermiden auf Wasserrosenblätter aufgeschrieben sagte die Nixe und versprach, dass sie sich noch öfter mit Rosude hier an der Bank treffen möchte, um in mehreren Episoden über das Leben der Kermiden zu berichten.

So schnell wie die Wassernixe gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder in den Fluten des Flusses.

Jan hatte aufmerksam zugehört. Von dem Reich der Kermiden habe ich auch Kenntnis bekommen erklärte er Rosude und rückte, da nun mehr Platz auf der Bank war, etwas näher an sie heran.

In einem alten Plan, den er mitgebracht hatte, ist eine Burg Dahl unterhalb eines Höhenzuges bei der Ansiedlung von Cleve eingezeichnet. Hier regierte vor Urzeiten der König Dahl und herrschte über sein fantastisches Kermidenvolk. Der König und seine Untertanen waren friedliche, arbeitsame Zeitgenossen, die über Jahrzehnte großen Reichtum angehäuft hatten. Die stattliche Burg und der großzügig angelegte Königsgarten gaben Zeugnis von ihrer feudalen Lebensweise, informierte Jan weiter.

Bei einer großen Sintflut, die den gesamten unteren Niederrhein heimsuchte, wurden die Burg Dahl und das Volk der Kermiden mit einem Schlag ausgelöscht.

In späterer Zeit wurde erst von den Klever Grafen und dann im 17. Jahrhundert von Kurfürst Friedrich III. an gleicher Stelle ein prachtvoller Landschaftsgarten errichtet. Nach der Krönung Friedrichs III. zum ersten König von Preußen wurde aus dem kurfürstlichen Garten wieder ein Königsgarten.

Durch weitere Kriege wurde der Landschaftsgarten immer wieder zerstört.

Beim Bau des 1. Hallenbades Ende des 19. Jahrhunderts in Kleve stieß man wieder auf alte Fundamente der Burg Dahl. Neuerdings angelegte Sichtachsen zur Schwanenburg, der Name des heutigen Flusses Kermisdahl und die Straße Königsgarten lassen die Bedeutung der einstigen Pracht des Landschaftsgartens und des tapferen Volkes mit seinen König noch Heute erahnen.

Es war spät geworden auf der Bank am Kermisdahl. Rosude und Jan der Fischersohn aus Nütterden trennten sich mit dem guten Gefühl noch einige mystische und fantastische Geschichten besprechen zu wollen…….