Wo ist Lombok?

– Das Gasthaus zum Bissigen –

 

Vom Wolfsberg aus wollte Jan über die Bomshof Straße Richtung Dorfstraße gehen. Er stand immer noch unter dem Eindruck des Geschehens am Wolfsberg.

Aber er freute sich als er an der Wofsbergstraße seinen alten Bekannten „Jupp“ und dessen Pferd „Mirka“ wieder sah.

„ Dorop motten wej ennen drenke“ lud Jupp ihn freundlich ein. „Kom hier in min alde Korr te sette, dann fore wej nor denn „Schworte Raaf“, denn hätt enen läkkeren Fusel“, sagte Jupp mit der Zunge schnalzend, als er sein Pferd Mirka mit ein paar Handgriffen  anspannte.

An der Schreinerei Knieriem und dem „Ritter“ einem großen Bauernhof vorbei, waren sie schnell beim „Schwarzen Raben“ auf der „Alten Bahn“ angekommen. Hier wurden sie vom jetzigen Hausherrn Wolfgang freundlich empfangen.

Es ist heute keine Schankwirtschaft mehr, aber seit jahrhunderten war es ein traditionell gastfreundliches Haus, wo Reisende immer willkommen waren. Diese Tradition wird von dem jetzigen Besitzer Wolfgang für gute Freunde bist heute fortgeführt.

Es wurde eine feuchtfröhliche Nacht, bevor Jan in den frühen Morgenstunden  weiter Richtung Neu Nütterden aufbrach. Das Pferd Mirka brachte seinen Herrn Jupp sicher auch ohne Führung nach Hause. Diesen Weg hatte es schon unzählige Male gemacht, während Jupp in seiner Karre den Schlaf der gerechten schlief.

Da es sich in Nütterden mittlerweile herum gesprochen hatte, dass Jan im Dorf unterwegs war, wollten ihn natürlich auch alle begrüßen die ihn sahen.

Auf der Straße Bomshof standen die beiden Jungfern Gön und Mietje zu keifen, sie waren dabei spielende Kinder zu verscheuchen.

Die Schwestern waren bei den Kindern im Ort dafür bekannt, durch ihr eigen- brödlerisches Verhalten, Angst zu verbreiten. Ebenso wie die Dorfkinder lief Jan schnell weiter um nicht von Gön und Mietje angesprochen zu werden.

Ein Stückchen weiter war der Kiosk von Tante Lieschen der auch unter dem Namen „Bello“ bekannt war. Eine Gruppe Mädchen aus dem Dorf standen vor dem Haus und freuten sich neuen „Stoff“ zu kaufen. Der „Stoff“ war das begehrte, süße Esspapier das Silke Dormann, Nette A, Silke Neblung und Melanie Bossmann so gerne naschten. Wenn dann mehrmals von den Mädchen auf die Klingel gedrückt wurde, um für wenige Pfennige Nachschub zu holen, rief eine Stimme mit Kleverländischen Dialekt aus dem Wohnzimmer, wo durch eine Klappe in der Tür der Verkauf statt fand, „gott es on de Döör et hätt geschällt“ und schon sprang die kleine Tochter Irene auf um Esspapier, Eis, Fruchtgummi und andere Leckereien zu verkaufen. Ihre Mutter war nicht mehr so fit, dass sie alle paar Minuten, immer dann wenn es schellte, so schnell aus dem Sessel aufstehen konnte, um mit Pfennigsbeträgen ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.

Nachdem Jan auch den „Stoff“ probiert hatte und die Mädchen berichteten, was für eine schöne, unbeschwerte Zeit sie doch erlebten, zog er zufrieden weiter. Er wollte vor dem Dunkelwerden in Lombok ankommen weil er noch seine Schuhe, die schon sehr löchrig geworden waren, bei Schuster Heinen reparieren lassen wollte. „Lombok wij komm ek dan norr Lombok?“ fragte Jan auf Kleverländisch.

Jörg Neyenhuys der an der Straße auf seine Schwester wartete „Ken Mens sprekt mer över Lombok, mar et gehört bej Nöttere.

Et word van Dag nej Nöttere genümt… ömmer rächt ütt, dan komt gej nor Lombok“ ab Jörg freundlich Auskunft.

Im Dorf kamen ihm noch Sandra Koenen und Markus Derks entgegen. Auf Nachfrage von Jan wohin so schnell des Weges… erklärte Markus ihm; „norr denn Kiosk… norr „Bello“… denn kenn ek ok... erst hebbe se innen Flur verkocht... loter dan hebbe se en Kamer ütgebaut… en over en halve brünne Dör as Teek hebbe se dat berümde Eetpapier för enne Penning verkocht.“ sinnierte er, „nee wat was dat en moje tidt… ok owends könn gej hier noch schälle…ma ob imand de Döör los megt es niet ömmer seeker…. wänn dänn alde Bello enen öwer dänn Dorst gedronke het, enn alles schlöppt, blift de Dör decht… doröm mot ek now gau dor hen.“

Rainer Kromwyk, der gerade von seinem jetzigen Wohnort Reichswalde kam, verriet mit hoch rotem Kopf… „ bej Bello hebben wej onsere erste Ziggis gekocht… dor wasse wej glöf ek twälf of so“. 

Die Ereignisse bezüglich Kiosk überschlugen sich an der Straße.

Michael Flintrop, der mit seiner frisierten Puch und tiefer gelegtem Genfieldsattel vorbei rauschte rief  den Diskutierenden zu; „ ek mott nog ewkes Bier hole bej Bello“. Irene erzählt viel später etwas wehmütig…….  den Kiosk hat es fast 30 Jahre gegeben.

Jan eilte weiter an den Gaststätten Lenz, Goebels und dem kleinen Geschäft von Vergeest vorbei und sah wie beim Blumengeschäft von Derks, auf der linken Seite der Straße, noch Licht brannte.

„Wej moten noch en poor Blumme binde, för „Werner Wipp“… diej wel hej mergen in sin Auto verkope“, erklärt Frau Derks, die einen erschöpften Eindruck auf Jan machte.

Als hätte er es geahnt das zu solch später Stunde noch ein Kunde kommt, empfing Schuster Heinen den abgekämpften Jan schon an der Eingangstüre.

Während er seine Schuhe in der stark nach Klebstoff und Leder riechenden kleinen Werkstatt reparierte, kam der redselige Schuhmacher von „et Hölzge ob et Stöckske“ und es wurde dabei immer später. Jan bedankte sich für die schnelle Reparatur seiner Schuhe und verabschiedete sich herzlich von Schuster Heinen.

Da er mittlerweile hungrig und durstig geworden war, lief er zu seinem Ziel an diesem späten Abend, der nur wenige Meter entfernten Gaststätte „Zum Bissigen“ auf der Georgstraße in Lombok.

 

Was Jan dort am Nebentisch entsetzliches hörte………..